"Medien schwingen sich auf Geschichten, die den Betroffenen keine Aufklärung, sondern nur noch mehr Leid bringen."

Es ist ziemlich eigenartig, was gerade passiert. Das erste Mal, dass ich so eine Dynamik mitbekam, war 9/11. Ein Unglück vor laufenden Kameras mit einer Live-Audience weltweit. Das Surreale dieser Momente—ich erinnere mich daran, wie oft Menschen das in der Zeit gesagt haben—war, dass es aussah wie ein Film. Ein Unglück, eine Katastrophe im Gewand eines Action-Films.

Aber jetzt ist es andersherum. Seit 9/11 scheint mir die Berichterstattung von Katastrophen jeglicher Art diesem Moment hinterherzulaufen und ihn obsessiv reproduzieren zu wollen. Es werden keine Nachrichten mehr gesendet, es wird ein Event (re)konstruiert. Eventkino. Action-Blockbuster. Live und in Farbe und auf allen Kanälen und zum Mitreden im sozialen Netz. Der interaktive, 24/7 Live-Blockbuster. Mit extra viel Drama und Krimi—schließlich können ja jetzt alle mitraten, wie es zu dieser Katastrophe, dem Todessinkflug des Germanwings-Flug 4U9525, kam.