Die lähmende Schuldfrage

Mit Leichtigkeit wird heutzutage von „der deutschen Filmgeschichte“ gesprochen und dabei negiert, dass Deutschland lange Zeit geteilt war. Unsere Jahresserie „Ost/West“ sucht in der Differenz der zwei Staaten nach den Unterschieden und Gemeinsamkeiten der Filmgeschichte(n).

Kein Thema prägt die deutschen Filmgeschichten beider Seiten so sehr wie ihre gemeinsame Vergangenheit. Das Nazi-Regime, der Zweite Weltkrieg und die dort begangenen Gräueltaten sind integraler Bestandteil der Selbstanschauung beider deutscher Staaten gewesen. Doch ein Thema sticht in deren filmischer Bearbeitung als großer neuralgischer Punkt hervor: der Holocaust. Sechs Millionen Juden wurden während des Zweiten Weltkrieges ermordet. Eine Zahl, die in ihrer Dimension bis heute dazu führt, dass diese Massenvernichtung als „unvorstellbar“ gilt und nur abstrakt vorstellbar ist. Außer natürlich man schafft Bilder und Geschichten für diese Abstraktion. Eine Aufgabe wie geschaffen für Film und Fernsehen. Wie die Medien beider Länder mit dieser Aufgabe umgingen, erkunden wir in einer zweiteiligen Reihe (Hier geht es zu Teil I).