Twitter-Bots mit Brüsten und ein Raubüberfall

Es ist „Ladies Night“ im lokalen Multiplex. Vor dem Film gibt es gegendertes Programm bestehend aus einem Gläschen Prosecco, der hier scheinbar nur in seiner natürlichen heterosexuellen Form – der laut kichernden Damenrunde – eingenommen werden darf, und leger am Eingang verteilten Frauenmagazinen. Titel: die neusten 200 „Must-Haves“ des Sommers. Das Publikum besteht fast ausschließlich aus größeren Frauengruppen. Hier und da ein paar einzelne Männer, die wohl in der Hoffnung gekommen waren, einen unterhaltsamen Film zu sehen und mit etwas Glück ein wenig erotischen Zugewinn zu erhalten. Diese Hoffnung teile ich mit ihnen. Denn der Film verspricht zwei Dinge: emanzipierte Frauenfiguren, die clever, kompetent und cool sind, und – wenn auch nur im Subtext – einen Film, der allein ob der Konstellation einer Gemeinschaft von Frauen, die zusammen einen Juwelenraub begehen, eine queere sexuelle Note mit sich bringt. Emanzipiert, wenigstens ein bisschen queer und sexuell? Haltet die Klappe und nehmt mein Geld!

Clever, kompetent und cool sind sie in der Tat, das muss man diesen Ocean’s 8 zugestehen. Es macht Spaß ihnen zuzuschauen, wie sie – alle Meisterinnen ihres Faches – diesen Juwelenraub planen und ausführen. Vor allem, wenn man das Subgenre des Heist-Films einmal genauer betrachtet. Raubzüge sind im Kino nämlich fast ausschließlich Männersache. Und wenn Frauen einmal ran dürfen, dann nur als kleine, oft dümmliche Gehilfinnen oder heillos überforderte und grandios scheiternde Amateurinnen.

Doch ein Film mit Frauen macht noch lange keinen feministischen Film, auch wenn „Ocean’s 8“ von Regisseur Gary Ross dieses Versprechen schon von Anfang an in seine Marketingkampagne einbaute. Letztendlich liefert er aber nur plakative Lippenbekenntnisse, hinter denen eher Ideen von Vermarktbarkeit als der Wunsch nach Emanzipation und Repräsentation stehen. Man darf nicht vergessen, dass Hollywood sich einen Dreck um bessere Repräsentation schert. Dass es „Ocean’s 8“ gibt, ist, genau wie übrigens die Existenz von Paul Feigs „Ghostbusters“ (2016), Ergebnis einer Marktstudie, die bestätigt hat, dass das Publikum jetzt auch mal Frauen sehen will. Lässt man Frauen also einfach Männerfiguren spielen, noch dazu in Remakes/Spin-Off/Sequels etc., dann muss man sich beim Drehbuchschreiben nicht mal Mühe geben.