Die offenen Wunden Mexikos

Cleos (Yalitza Aparicio) langes Haar bindet sie morgens zum Zopf zusammen, denn er stört bei der Hausarbeit. Cleo und Adela (Nancy García García) arbeiten im Haushalt eines Arztes und seiner Frau Señora Sofía (Marina de Tavira) sowie deren vier Kinder. Ein guter Job im Mexiko des Jahres 1970, das von Unruhen und Studentenaufständen erschüttert wird, die brutal vom Regime unter Präsident Luis Echeverría Álvarez niedergeschlagen werden. Doch Cleo hat für alles das weder Zeit noch Sinn, sie muss einen riesigen Haushalt aufrecht erhalten mit vier Kindern, die sie lieben, aber allen auf der Nase herumtanzen. Und dann ist da noch ihr ganz eigenes Problem: Cleo ist schwanger.

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Was sich normalerweise schon als problematisch herausstellt – eine Schwangerschaft ohne Ehemann – ist für Cleo noch um einiges gefährlicher. Als Teil der indigenen Bevölkerung und noch dazu bettelarm steht sie sowieso schon am Rande der Gesellschaft.; einzig das Geld und die Anstellung der Arztfamilie verschaffen ihr Sicherheit. Doch wie soll sie diesen Job behalten, wenn sie schwanger ist und der Vater des Kindes sie noch dazu sofort verlassen hat? Als Cleo ihr Problem Señora Sofía gesteht, ist sie sichtlich am Boden, denn schließlich weiß sie, dass ihre einzige Chance auf ein halbwegs würdevolles Leben nun dahin ist. Doch Sofía reagiert anders als gedacht, denn auch sie ist am Rande ihrer Möglichkeiten angekommen. Ihr Mann ist seit Monaten weg. Es heißt, er habe eine neue Geliebte. Den Unterhalt zahlt er auch nicht mehr. Und jetzt muss sie die Familie und vor allem die Fassade aufrecht erhalten, komme was da wolle. Genau deshalb kann sie auf Cleo nicht verzichten, die junge Frau hält nämlich, trotz ihrer nur geringen Stellung als Hausmädchen die Familie besser zusammen, als Señora Sofía es vermag. Und so rotten sich im Haus die Kinder und Frauen zusammen, während sich draussen vor der Tür die Männer gegenseitig umbringen.